Moving Lights, das sagt bereits die Übersetzung der Worte ins Deutsche, heißt so viel wie bewegliches Licht. Im Gegensatz zu den vorher behandelten Scheinwerfern, spielen bei dem beweglichen Licht elektromechanische Antriebe eine wichtige Rolle, die im wahrsten Sinne des Wortes für bewegtes Licht verantwortlich sind. Dabei ist es zunächst unerheblich, ob der Lichtstrahl selbst beeinflusst wird oder der gesamte Scheinwerfer bewegt wird oder eine Kombination aus beidem erfolgt.
Kopfbewegte Scheinwerfer werden Moving Heads genannt. Unter Scans versteht man dagegen Ablenkspiegel-basierte Systeme. Diese Multieffektscheinwerfer beinhalten oft eine Kombination an Funktionen. Zum Beispiel Positionierbarkeit, Auswahl verschiedener Gobos, Farben, prismatische Effekte, Frostfilter, Grafikeffektscheiben, bis hin zu Blendenschiebern. Diese Funktionen können alle motorisch verfahren werden.
Man kann sich leicht vorstellen, dass schon in der frühen Theatergeschichte mittels Seilzügen und Umlenkrollen mechanische Blenden vor Kerzen bewegt wurden, um das Licht abzudunkeln. Natürlich kann man dabei von Dimmen sprechen, aber hier geschah im Prinzip etwas Anderes, denn es wurde mechanisch etwas in den Strahlengang gefahren, während wir beim Dimmen, wie wir es heute kennen, von Reduktion der Energiezufuhr sprechen. Wir wollen aber einen zeitlichen Sprung zur heutigen Elektrifizierung machen, wo normale Thyristordimmer schon gang und gäbe waren und Rockkonzerte durch die Lande zogen.
Sicher gab es zu der Zeit auch schon lange Effektscheinwerfer im Theater, die z. B. Wolkenprojektionen realisiert haben. Auch das waren genau genommen schon Scheinwerfer, die mit einem elektromechanischen Antrieb „bewegtes Licht“ gezaubert hatten, wie auch in einem anderen Bereich z. B. Diskotheken, in denen ein Klassiker des bewegten Lichts die Nachbildung einer Polizei-Rundumleuchte war. Insbesondere die Diskothekenkultur brachte mit verschiedensten Antriebe in kardanischen Anordnung interessante Lichteffekte zu tage, wobei gleich mehrere Hersteller wie Clay Paky, DTS, SGM, Griven oder Coemar eine deutliche, italienische Dominanz in der Szene angaben. Wir sprechen bei diesen Scheinwerfern auch von Effektscheinwerfern. Können diese Scheinwerfer verschiedene Effekte realisieren, sprechen wir auch von Multieffektscheinwerfern. Zu diesem Überbegriff gehören übrigens auch die heute üblichen Scans und Moving Heads, jedoch waren im Allgemeinen die Effekte zufällig und nicht wie für eine Theaterszene benötigt immer wieder genau als stehendes Lichtbild reproduzierbar. Dies wollte man jedoch im Theater und nun immer mehr auch bei Rockkonzerten, wo man begann ebenfalls Licht-Inszenierungen zu gestalten.
Immer mehr Konzerte, bei denen das Bühnenlicht mit PAR-Scheinwerfern, die mit Farbfolien bestückt wurden, für ein farbenfrohes Lichtfeuerwerk sorgte. Dabei wird schnell deutlich, dass für jede Farbe und Zielrichtung jeweils ein Scheinwerfer benötigt wird und somit die Scheinwerfer-Anzahl der immer größer werdenden Shows immer gigantischer wurde. Man stelle sich einmal die Anzahl der aufzuhängenden, zu justierenden und zu transportierenden PAR-Scheinwerfer zu der Zeit von Bands wie Led Zeppelin (Achtung, der Bandname hatte nie etwas mit der Light Emitting Diode zu tun.) vor. Und so kam es, wie es kommen musste. Man machte sich Gedanken, wie man der Scheinwerferflut Herr werden konnte. Klar, wenn man mit einem Scheinwerfer mehrere Farben gleichzeitig abdecken kann, dann reduziert sich die Anzahl drastisch. Zu der Zeit waren auch in anderen Industriezweigen große Entwicklungen vorangetrieben worden. So waren auf der einen Seite Entladungslampen entwickelt worden und in einem anderen Bereich hatte man dichroitische Farbfilter entwickelt. Und das muss man den Amerikanern lassen, sie adaptieren vorhandene Techniken aus anderen Industriezweigen in die Veranstaltungstechnik hinein und melden dies als Patent an. Dann sorgen sie mit einem gelungenen Marketing und gleichzeitiger massiver Markdurchdringung mit ihren Produkten dafür, dass sie dann als Erfinder dastehen. Nun gut, das war so bei der Glühlampe, dem ersten Motorflug von Orville Wright vier Monate nach Karl Jatho Wert, oder z. B. dem Patentstreit, bei dem das DMX-Signal auf die Spannungsversorgung überlagert wurde und zur Ansteuerung von LEDs dient. Trotzdem lesen sich solche Entwicklungsgeschichten immer gut.
Zurück zum Thema, um die Anzahl der pro Show benötigten Scheinwerfer zu minimieren, müssten sie programmierbar die Farben wechseln können. Und so wurde mit einem Prototyp experimentiert, der mit neuen modernen Techniken, den dichroitischen Filtern und der Entladungslampe, verschiedene Farben reproduzieren kann. Durch den Einsatz dieser neuen Komponenten wie dichroitischen Farbfiltern konnte eine größere Nähe zum Leuchtmittel als mit Farbfolien realisiert werden, da sie die unerwünschten Farbspektren nicht mehr absorbieren, sondern reflektieren. Der gleichzeitige Einsatz einer Entladungslampe sorgte für ein „helleres“ Licht bei geringerer Wärmestrahlung gegenüber dem Kontiniuumstrahler – Glühfadenleuchtmittel. Damit war ein wesentlicher Durchbruch errungen und erlaubte mit dieser Anordnung ein sehr kompaktes Gehäuse. Die dichroitischen Farbfilter werden mittels Elektromotor in den Strahlengang bewegt, damit konnten nun verschiedene Farben stufenlos bewegt und zu neuen Farben gemischt werden und das zudem auch noch sehr schnell, und ohne dass sich die farbgebenden Filter abnutzten. Gleichzeitig musste aber auch zur Reproduktion der Stellung der Elektromotoren eine Steuerung her. Man bediente sich dabei ebenfalls aus den Konzepten der Industrie. Das alleine war schon eine richtige Verbesserung. Aber man spannte den Bogen weiter. Wenn wir doch schon vier Motoren ansteuern, dann kann man doch noch zwei Motoren mehr einsetzen und mitsteuern. Jedoch mit diesen zwei zusätzlichen Motoren könnte man nun dieses kompakte Scheinwerferchassis bewegen. Somit wäre es möglich, schnell sämtliche Farben darzustellen und gleichzeitig den Scheinwerfer auszurichten. Damit war dann der wirkliche Durchbruch gelungen und die Grundlage des kopfbewegen Scheinwerfers geschaffen. Bei dem kopfbewegten Multifunktionsscheinwerfer wird ein Scheinwerferkopf, der die Leuchtquelle und optische Komponenten beinhaltet von einem Bügel getragen, der den Kopf der in X- und Y-Achse motorisch verstellen kann, so dass der Scheinwerfer in verschiedene Richtungen abstrahlen kann.
Man muss sich das vorstellen, als die Amerikaner nach England flogen, um dem Lichtdesigner der Band Genesis die ersten Prototypen an einem alten Scheunentor vorzuführen. Was dort faszinierte, war nicht nur, dass sie gleichzeitig die Farben wechseln konnten, sondern dass sich alle wie im Ballett gleichzeitig bewegten – und das synchron. Das hatte man bis dahin noch nicht gesehen und überzeugte den Manager von Genesis, so dass er Geld für den Bau der ersten 50 Moving Heads bereitstellte. Dabei suchte man auch einen Namen für das neue Produkt, der gleichzeitig auch der Firmenname sein sollte und erfand Vari-Lite.
So wurde auf dem VL0 basierend dann der VL1 entwickelt und gebaut, der bereits Steuerungsmöglichkeiten für Pan, Tilt, Farbe, Dimmer und Beam aufwies. Ein Zentralcomputer steuert umfassend alle Funktionen mit analogen Signalen. Die Premiere war dann in Barcelona bei einem Genesis-Konzert mit 50 VL1. Nicht nur, dass das primäre Ziel erreicht wurde, die erhebliche Verringerung der Anzahl von konventionellen Scheinwerfern, sondern die neuen Gestaltungsmöglichkeiten von einem sich bewegenden Scheinwerferballett sorgten für große Bewunderung. Diese Bewunderung konnte auch sehr lange hochgehalten werden, denn wie das System arbeitete hat man nicht verraten bzw. sehr lange geheim gehalten. Zunächst war es ein System, das man nicht kaufen konnte, sondern nur zu mieten war. Dazu mussten auch Techniker mit gemietet werden, die für das Funktionieren der Anlage zur Show sorgten bzw. garantierten. Gleichzeitig durften die Techniker keine Angaben zu dem System nach außen dringen lassen bzw. mussten auch dafür sorgen, dass keiner dem System zu nahekommt. Dazu wurde z. B. am FOH, wo die Steuerung platziert wurde, ein schwarzer Katafalk aufgebaut, der nur ein Guckloch nach außen für den Operator ließ und keinen Blick auf die Steuerung erlaubte. So entstand der Mythos Vari-Lite.
In Europa arbeitete man dagegen vorzugsweise mit spiegelbasierten Systemen. Dabei wird der Lichtstrahl vom Leuchtmittel durch eine optische Bank geschickt und dann abschließend von einem Spiegel in die gewünschte Abstrahlrichtung reflektiert. Der Vorteil dieser Konstruktion liegt auf der Hand. Einmal ist ein Spiegel wesentlich leichter als ein Scheinwerferkopf. Damit lässt sich extrem schnell die Richtung des Lichtstrahls verändern. Das ist mechanisch wesentlich einfacher und robuster. Und da hier viele Herstellerfirmen für Effektscheinwerfer auch die Diskotheken bedienten war bzw. ist die Geschwindigkeit ein gewichtiges Argument, denn die geringe Masse eines Spiegels gegenüber eines Scheinwerferkopfes macht sich deutlich bemerkbar. Was auf Techno-Partys, bei denen Scanner für schnelle Bewegungen sorgen, immer noch anschaulich bewiesen wird. Weiterhin sind die Zuleitungen bei einem Moving Head ständigen Verdrehungen ausgesetzt, was zusätzlich zu einem Ausfallgrund werden kann. Die optische Bank eines Scans ist geräumig und erlaubt so präzisere Projektionen. Auch dass das Leuchtmittel nicht jede Betriebslage annehmen muss wie bei einem Moving Head, sondern konstant unbewegt in einem Scangehäuse liegt, ist für die Lebensdauer und Zuverlässigkeit des Scans bzw. Leuchtmittels zuträglich. Auch die Belüftung ist wesentlich besser zu bewerkstelligen. Dennoch ist der Scan nicht mehr im breiten Massenmarkt vertreten, einmal weil er einen eingeschränkten Abstrahlbereich aufweist und zum anderen, weil ein bewegender Kopf einfach mehr hermacht als ein kleiner, schnell bewegender Spiegel. Das ist eigentlich schade und wird dem Scan nicht gerecht.
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