Wie viele Scheinwerfer benötige ich zur Ausleuchtung einer Szenenfläche und wie werden Sie platziert? Um ein Beleuchtungsset zusammen zu stellen kann man sich einer bewährten Methode bedienen: Man betrachtet die Beleuchtung der Spielfläche zunächst einmal losgelöst von den verschiedenen später zu erstellenden Lichtszenen. Die Ausleuchtung des Schauspielers und der Spielfläche kann dann im Ganzen erst einmal nach bestimmten geometrischen Gesetzmäßigkeiten und Richtlinien erfolgen.
Betrachten wir das Bild unten, so interpretieren viele aus unserem Kulturraum, dass hier einige Personen im Zimmer sitzen wie z.B. in einem Wartezimmer beim Arzt. Eine Bevölkerungsschicht die näher am Äquator beheimatet ist, wird dagegen auf eine Gruppe vor einem Haus tippen, da bei Ihnen das Leben mehr vor dem Haus stattfindet als bei uns.
Dieses Beispiel soll verdeutlichen, dass wir aufgrund unser täglich wiederholten Bilder, die wir wahrnehmen, ein entsprechendes Bild erwarten, um es als natürlich und nicht befremdlich zu empfinden. Natürlich können sich auch Sehgewohnheiten ändern, so wie sich auch Hörgewohnheiten ändern können. Einen Umbruch erleben wir soeben mit der neuen gesättigten Farbgebung, die mit den dichroitischen Filtern und den Farb-LED-Strahlern möglich sind.
Aber zurück zum „natürlichen“ Licht. Die „Lichtszenen“, in der wir unsere Umwelt meistens wahrnehmen, erfolgt durch die Beleuchtung der Umwelt mit dem Sonnenlicht, das vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang einer Kreisbahn folgt. Dementsprechend empfinden wir ein Licht, welches dieser Beleuchtung folgt, als natürlich.
Die Plastizität der Schauspieler, evtl. deren Muskelzeichnung aber insbesondere das Gesicht, soll nicht flach erscheinen, oder Augen oder Nasenschatten zu sehen sein, sondern sich schön natürlich abzeichnen. Betrachten wir uns die folgendes Beispielbild, so kann man erkennen, dass ein Scheinwerfer, der direkt von oben leuchtet, zwar die Fläche erhellt, aber die betrachtete Fläche wird vom Zuschauer als unbeleuchtet wahrgenommen.
Verändert man die Scheinwerferposition zur halben Strecke von der vom Senkrechten zum Waagrechten hin, so sehen wir am folgenden Bild, dass die vom Betrachter gesehene Fläche deutlich besser beleuchtet wird, bzw. dass das Licht vom Objekt zum Betrachter hin reflektiert wird.
Würde man nun den Scheinwerfer zur Waagerechten wie im nächsten Bild zu sehen ist, hin absenken, so würde das das Licht sehr effektiv zum Betrachter hin zurück reflektiert werden. Das hat jedoch zwei erhebliche Nachteile. Einmal würde das betrachtete Objekt sehr flach aussehen, da die Plastizität verloren geht und bei glänzenden Oberflächen die Reflektion sogar blenden könnte und zum anderen würde das Waagrechte Licht auf der Rückseite des Beleuchteten Schauspielers oder Objektes ein entsprechender Schatten entstehen, der ebenfalls unnatürlich erscheint, abgesehen davon, das damit auch die restliche Bühne ungewollt beleuchtet wird, bzw. das Lichtbild damit „aufgerissen“ wird.
Nimmt man nun die zweite Ebene dazu, also neben der Ebene als wir von der Senkrechten zur waagrechten den Scheinwerfer verfahren haben, zusätzlich noch seitlich versetzen, so kann man bei einem seitlichen Versatz des Scheinwerfers von der Hälfte bis zur Beleuchtung direkt von der Seite weitere Vorteile beobachten. Die Plastizität des beleuchteten Körpers wird noch deutlicher und es wird die Blendgefahr durch totalreflektierende Flächen minimiert.
So ergibt sich bei einer Anordnung von zwei Scheinwerfern wie bei den nächsten zwei Bildern zu sehen ist, die von ca. 45° von oben und 45° von beiden Seiten den Schauspieler beleuchten eine optimale Ausleuchtung die das Gesicht natürlich erscheinen lässt. Das beleuchtete Objekt kann seine geometrischen bzw. räumlichen Formen mit einem gewohnt zu erwartenden Intensitätsverlauf zeigen. Das entstehende Bild entspricht unseren Sehgewohnheiten wenn wir beim natürlichen leicht diffusen Tageslicht aus der Natur heraus gewohnt sind.
Jetzt können wir einen Schauspieler oder ein Objekt natürlich beleuchten, jedoch haben wir nun eine Szenenfläche, auf der die Show stattfindet, auf der sich Künstler bewegen werden, mit entsprechenden Geräten auszustatten. Dazu kann man ebenfalls sehr systematisch vorgehen. Man kann davon ausgehen, dass ein Künstler der „fast“ stehend agiert eine Fläche von so ungefähr 3-4m im Durchmesser benötigt. Natürlich hängt dies vom wirklichen Aktionsradius oder der Größe der Gruppe der Künstler ab, aber wir wollen hier eine allgemeingültige Vorgehensweise erläutern.
Ist nun die Lokalität bzw. die Bühne auf dem die Schauspieler agieren ca. 11x11m groß, so unterteilt man die Szenenfläche entsprechend den 3-4m großen Lichtflächen in neun Lichtzonen auf. Nun werden für das Zentrum jeder Lichtzone, wie soeben erarbeitet, zwei Scheinwerfer im 45° Winkel seitlich und im Horizont im Winkel von 45° eingeplant.
Soll das Szenenlicht wiederum von einer kalten Lichtfarbe zu einer warmen Lichtfarbe wechseln können, so bestehen hier die Auswahl von dem doppelten Satz von Scheinwerfern mit der entsprechenden kalten Farbfolie bestückt, oder die Wahl zu farbwechselnden Scheinwerfern.
Nun kommt die Räumliche Gegebenheit der Location zum Tragen, wie z.B. wie breit ist das Bühnenportal oder den Hängepositionen die diese Location erlaubt. So muss oft von den 45° abgewichen werden, wobei Winkel von 30° bis 60° durchaus im normalen Bereich liegen. Aus den möglichen Hängepunkten heraus erfolgt wiederum der Abstand zur zugeteilten zu beleuchtenden Fläche.
Aus dem Abstand wiederum errechnet sich der benötigte Abstrahlwinkel, den der Scheinwerfer können muss, welcher oft zwischen 10- und 30° zu finden ist. Weiter kann aus dem Abstand zur beleuchteten Fläche und der benötigten Grundhelligkeit – man nimmt die übliche Beleuchtungsstärke von 300 bis 800 Lux an, die man für ein gut zu sehendes Objekt benötigt – die benötigten Candela des Scheinwerfers bestimmen und dementsprechend auf die Leistungsklasse des Leuchtmittels rückschließen. Um Objekte stärker vom Hintergrund abzulösen wird man Gegenlichter ebenfalls für diese Zonen vorsehen.
Weiter kann man noch die Lücken, die zwischen den Zonen auftreten können, mit weich abstrahlenden Scheinwerfern auffüllen bzw. härtere Übergänge aufweichen. Man spricht hierbei auch von sekundärem Licht. Werden Oberlichter eingesetzt, so ist die horizontale Komponente sehr stark ausgeprägt. Dieses kann mit seitlichem Licht z.B. von Gassenleuchten ausgeglichen werden. Als letztes kommen noch Spezialscheinwerfer, die z.B. Fenster- Wolken- oder Breakup-Gobos, oder sonstiges leuchten. Mit der Gesamtzahl der benötigten Scheinwerfer und Ihrer Leistungsklasse ist der Strombedarf wie auch alle weiteren Größen wie z.B. Verteilung und Verkabelung davon abzuleiten. Und nun kann das alles im Lichtplan festgehalten werden.
Die Scheinwerferposition, die Richtung aus der das Licht kommt und die Scheinwerfertypen hatten wir bereits behandelt. Was uns nun zu einer harmonischen Lichtkomposition fehlt, ist das funktionelle Zusammenspiel der verschiedenen Komponenten. In dieser Grundlagenreihe wollen wir das Zusammenspiel für eine Lichtgestaltung darstellen.
Mit Licht gestalten ist eine sehr komplexe Aufgabe. Einmal kann das Licht eine oder mehr Farben haben. Der Kontext der Farben zueinander spielt eine wichtige Rolle. Die soll uns hier aber erst einmal nicht interessieren, sondern wir gehen jetzt einmal von einer konstanten Farbtemperatur aus, um die Härte des Lichtes und aus welcher Richtung das Licht auf das Objekt fällt, zu beurteilen und in das richtige Verhältnis zu setzen. Denn der daraus folgende Schattenwurf ist extrem wichtig.
Sicher hat jeder der Anwendungsgebiete seine eignen Regeln. Aber das Grundprinzip bleibt bei allen gleich. Nur sind einige Anwendungen wie z.B. das Foto in der Regel einfacher zu beleuchten, da z.B. beim Foto die Kamera eine feste Position hat und dementsprechend alles, was nicht in den Abbildungsbereich des Objektives gelangt, von untergeordneter Bedeutung ist. Sicher geht es jetzt nicht um die Leitungen, die am Boden liegen, und da diese nicht im Bild zu sehen sind, stört auch niemand das kreuz und quer der Kabel und dem sonstigen Zeugs, das links und rechts herum liegt.
Nein es ist viel mehr damit gemeint, dass die Entfernung der Scheinwerfer zur beleuchteten Szene sehr nah sein kann. Auch muss man nicht immer Scheinwerfer einsetzen, um Licht auf das Objekt zu werfen. Oftmals reichen Reflektoren aus, um Sonnenlicht oder das Führungslicht zur Aufhellung der Schattenpartien zurück zu werfen.
Der nächste Vorteil beim Lichtsetzen einer Fotoszene ist die feste Position der Kamera. Sie bewegt sich nicht und die Lichtkomposition ist nur für einen einzigen Moment, dem Moment des Auslösevorgangs, wichtig. Sicher kann sich das Objekt selbst schnell bewegen wie z.B. die Haare, die von der Windmaschine durcheinander geworfen werden. Aber ansonsten sind es doch sehr begrenzte räumliche Vorgaben, die das Einleuchten erheblich vereinfachen, was die Anordnung der Lichtquellen, Abschatt- bzw. Aufhellreflektorflächen betrifft.
Die nächste Steigerung zur Licht setzenden bzw. gestaltenden Arbeit sind die Film bzw. TV-Aufnahmen. Denn hier hat man zwar auch das beengte Lichtfeld des Objektives der Kamera, jedoch kann sich diese Kamera auf einmal im Raum bewegen und erreicht auf einmal viel mehr Orte in der Abbildung als beim örtlich fixen Fotoapparat. Während beim Film meist nur mit einer Kamera gearbeitet wird, ist die Steigerung im TV-Bereich, sodass in der Regel zwischen mehreren Kameras und deren Perspektiven schnell umgeschaltet werden kann.
Erschwert wird weiterhin die Arbeit beim Film bzw. TV gegenüber dem Foto, dass nun das Bild über einen längeren Zeitraum aufgenommen wird und damit auch alle Änderungen des Lichtes Einfluss haben. Das beginnt ganz profan im Freien, wenn sich eine Wolke vor die Sonne schiebt, und aus dem harten Schatten vom Sonnenlicht durch die Wolke nicht nur eine Verdunklung ergibt, die man mit entsprechender Blende und damit verbundenem Tiefenschärfeverlust ausgleichen kann, wobei sich jedoch auch die Weichzeichnung am aufzunehmenden Objekt verändert. Deshalb sucht man auch das Studio auf, bzw. zog man ein geschlossenes Theaterhaus einer Freiluftveranstaltung vor, um gleichbleibende Verhältnisse jederzeit abrufen zu können.
Die zeitlich langgestreckte Aufnahme vieler Bilder, sprich dem Film bzw. die Bildaufzeichnung, bietet nicht nur die Bewegung der Objekte, sondern auch eine Bewegung des Lichtes mit aufzuzeichnen. Im TV-Bereich wird bewegtes Licht gerne als Effektlicht definiert. Dem gegenüber steht das meist statischem Weißlicht, welches für die eigentliche Ausleuchtung des abzulichtenden Objektes die Hauptrolle spielt. Gerade als die Movinglights Einzug in die TV-Aufzeichnungen hielten, wurde oft beim Programmieren des Effektlichtes übersehen, dass die Kamera nur einen kleinen Ausschnitt „sieht“. So bewegt sich der Lichtkegel quer durch den Raum, um dann plötzlich im Kamerabild durchzuhuschen und wieder heraus zu verschwinden. Betrachtet man die gesamte Spielfläche, dann macht diese Scheinwerferbewegung Sinn und sieht zudem auch gut aus. Aber im Ausschnitt von der Kamera ist dies nur eine irritierende, plötzlich auftretende Störung. So musste erst einmal der Effektlicht Programmierer die Sichtweise der Monitore – sprich Kameras erlernen.
Im Film, wie auch im TV-Studio, hat man dennoch den Luxus, dass man aufgrund der eingeschränkten bzw. voraussagbaren Blickrichtung der Kamera oder Kameras sehr nah mit den Beleuchtungsgeräten an den Ort des Geschehens gehen kann und bei entsprechender Planung der Ereignisse immer das optimale Licht für die einzelne Szene bereitstellen kann. Im Gegensatz zu den möglichen Einschränkungen des Blickwinkels einer Kamera, ist im Theater der Zuschauer frei in seiner Blickrichtung. Er kann sich zu jeder Zeit irgendetwas auf dem Szenenfeld ansehen und wird nicht gezwungen, nur einen Teilbereich wie bei einer Kamera zu sehen. Das hat fundamentale Auswirkung auf die Lichtgestaltung. Einmal muss mit dem Licht der Zuschauer auf die wichtigen Details gelenkt werden. Bei einer Kamera wird auf dieses Detail gezoomt bzw. der Bildrahmen gelegt. Auf der freien Bühne, wo der Zuschauer überall hinblicken kann, muss man Ihm schon die wichtigen Bereiche mit dem Licht deutlich machen und wenn man den Rest, bzw. alles unerheblich ins dunkle hin absaufen lässt. Im Theater durchaus ein oft genutztes Hilfsmittel.
Eine weiter Schwierigkeit der freien Blickwahl des Zuschauers ist auch, dass die Beleuchtungsgeräte in der Regel nicht zu sehen sein sollen. Dementsprechend ist die Positionierung der Scheinwerfer meist weit außerhalb der Szenenfläche und müssen dementsprechend große Distanzen überbrücken. Bei einer Guckkastenbühne hat man wenigstens noch die Seiten und über der Bühne wie den hinteren Bereich als zuschauerfreie Zone, sodass als Betrachtungswinkel nur die Frontseite zu beachten ist. Bei Arenabühnen mit Blickrichtung von allen Seiten, wird das Ganze jedoch nicht noch einmal gesteigert, sondern eher abgeflacht. Denn wenn man für den einen Zuschauer auf der einen Seite ein schönes Gegenlicht zaubert, ist das für den Zuschauer gegenüber alles andere als ein Gegenlicht. Hier muss man sich in noch engeren Bahnen bewegen, bzw. viel mehr Kompromisse eingehen, als auf der klassischen Guckkastenbühne.
Aus den vorrangegangenen Artikelen sind die Positionen der Scheinwerfer, die Scheinwerfertypen und Ihre Lichtart, sowie die Wirkung der Lichtrichtung bereits bekannt. Was uns nun fehlt, ist die Komposition der einzelnen Lichtwürfe und Ihre Art im Zusammenspiel bzw. zueinander. Aus dem vorrangegangenen Absatz wurde deutlich, dass das Grundprinzip bei allen Arten der Beleuchtung gleich ist, jedoch die Umstände je nach Anwendungsgebiet mehr oder weniger Möglichkeiten zulassen. Deshalb wollen wir hier bei den Grundlagen mit dem einfachsten, dem Foto gestalten. Beginnen wir mit einer lichtquelle in der typischen 45° von Oben 45° von der Seite anordnung.
Um ein schönes natürliches Bild zu kreieren, verwendet man meist mehrere Lichtquellen. Wie eine Standardausleuchtung mit zwei, drei oder vier Scheinwerfer aussehen kann, wollen wir im folgenden aufzeigen. Wir beschränken uns auf nur eine auszuleuchtende Person. Auch wenn mehrere Akteure die Szene bestimmen, bleibt das Grundprinzip immer das gleiche. Jedoch bei mehreren Personen, je nachdem, wie dicht sie zueinander stehen, kann dann evtl. ein Scheinwerfer auch für die benachbarte Person eine Funktion mit übernehmen. Sind die Personen weiter voneinander entfernt, oder haben Sie Laufwege, so werden weitere Scheinwerfer entsprechend versetzt angeordnet und eingerichtet, dass Sie den Zweck des Ursprungsscheinwerfer weiterführen, so wie wir es bereits im Kapitel Einleuchten beschrieben haben.
Fangen wir nun mit der klassischen Beleuchtung mittels zwei Scheinwerfern an. Als wir in der letzten Folge nur eine Lichtquelle zur Beleuchtung genutzt haben, wurde das Bild in mehreren Varianten gestaltet, indem der Scheinwerfer von ganz hart bis ganz weich bis hin zum indirekten Licht verschiedene Charaktere angenommen hat. Wenn wir nun die Anzahl der Lichtquellen verdoppeln und somit zwei Lichter verwenden, liegt es nun nahe auch zwei Lichtcharaktere gleichzeitig einzusetzen.
Wie wir bereits aus vorangegangenen Artikel wissen, ist die 45° Höhenausrichtung und 45° von der Seite der durchschnittliche Sonnenlichteinfallswinkel. Nun wollen wir dieses mit einem hart anstrahlenden Scheinwerfer nachbilden. Wir nennen diesen Strahler dann auch Führungslicht, da er den Charakter der Sonnenbestrahlung nachbildet, aber auch mit seinen Nachteilen, wie die Schattenbildung. Einmal benötigen wir die Schattenbildung auf dem Boden und im Gesicht, um auf die natürliche Sonnenrichtung rück zuschließen.
Auf der anderen Seite bildet der Schlagschatten des Führungslichtes im Gesicht auch harte Schatten bis hin zu einem Schwarzweiß Charakter. Diese gilt es nun wegzuleuchten, wir hellen die dunkle Seite auf. Dazu verwenden wir einen weich abstrahlenden Scheinwerfer, der eben keine starken Schatten werfen soll um damit auf der gegenüberliegenden Gesichtshälfte alle Schatten aufzuhellen. Dabei wird er meist Spiegelbildlich angeordnet, also ebenfalls von 45° von oben nur von der anderen vorderen Seite. Dabei benötigt man bei dem Aufhellscheinwerfer meist weniger Licht, um die Kernschatten aufzulösen. Das kann man einmal erreichen, indem der Scheinwerfertyp von sich aus weit weniger Licht auf das Gesicht wirft, wie es z.B. die Weichstrahler aus dem Fernsehstudio oder der weit aufgezogene Fresnellscheinwerfer, gegenüber dem harten meist eng eingestellten Führungslicht eines Profilscheinwerfers, eng gestellter PC- oder Fresnellinse, oder in Sonderfällen auch einfach einem starken PAR-Fluter, aufweist. Oder man dimmt den Aufhellscheinwerfer so weit zurück, das der Führungslichtcharakter des Führungslichtes nicht verloren geht, sondern weiterhin seine Dominanz erhalten bleibt.
Und schon sind wir dabei, die Dimmerverhältnisse anzupassen. Während unsere Augen sehr tolerant sind und große Kontraste noch einigermaßen gut verarbeiten können, sind bei Einsatz von Kameras mit Ihrem eingeschränkten Kontrastumfang Vorsicht walten zu lassen, bzw. dann sind die Grenzen erheblich enger gesetzt, wie stark das Aufhelllicht vom Führungslicht abweichen darf um nicht einfach unter zu gehen, oder bei gleicher Helligkeit den Effekt des Führungslicht ausgleicht bzw. zunichte machen kann.
Nicht umsonst kann man im Theater viel mehr mit Kontrasten spielen, da dort Menschen im Saal sitzen, während man beim Fernsehlicht möglichst homogen leuchten muss, damit die Kamera keine Helligkeitssprünge wiedergibt, die wir bei direkter Betrachtung großzügig übergehen. Deshalb das Vorurteil das man beim Fernsehen immer eine breite weiche Soße leuchtet und wenig künstlerische Freiheit hat. Aber ein homogenes Fernsehbild zu leuchten ist durchaus anspruchsvoll, so das man von besser oder schlechter nicht reden kann. Die Ansprüche sind eben nur andere.
Natürlich kann man das Kontrastverhältnis (Ratio) zwischen Führungslicht und Aufhelllicht auch mittels Positionierung oder Leistungswahl des Scheinwerfers erreichen. Wie wir wissen nimmt die Helligkeit zum Quadrat der Entfernung ab. Durch die Positionierung der Scheinwerfer kann auch von den 45° Regeln abgewichen werden. Je weiter mann in Richtung Gassen geht, werden die Konturen auch plastischer gesetzt und wenn man anders herum weiter von frontal von vorne kommt, so werden die Formen immer Flacher, was oftmals nicht gewünscht ist. Deshalb ist eine Verfolgerposition Zentral von vorne bis auf den evtl. gewünschten Lichtkreis um den Kabarettcharakter hervorzurufen eher ungünstig.
Bei aufwendig gestalteten Musicalproduktionen werden oftmals mehrere Verfolger gleichzeitig auf die Hauptakteure gerichtet, um einmal die Szenenbeleuchtung nicht notwendigerweise aufzureißen und dennoch den Akteur in bestem Licht erstrahlen zu lassen. Dabei wird streng darauf geachtet, das man keinen Verfolgerkegel erkennen kann, indem man z.B. Spitzlicht fähige Scheinwerfer mit weichen auslaufenden Rand wie z.B. einen Nierdervolt Parabolspiegelscheinwerfer einsetzt. Auch hier versucht man, mit einem seitlich von oben vorne kommenden Verfolger ein Führungslicht zu bilden, während ein zweiter Verfolger gegenüber für das Aufhellicht sorgt. Und wenn dann noch ein Gegenlichtverfolger, der meist in der Traversenkonstruktion über der Bühne seinen Platz hat, dem sogenannten Trussfollow, dann sind wir schon bei der später beschriebenen Dreipunktbeleuchtung.
Eine andere Methode, das das Aufhelllicht gegenüber dem Führungslicht abzuschwächen, ist das Arbeiten mit dem Zoom. Ein Zoom der eng eingestellt wird hat mehr Lichtleistung auf der kleineren Fläche als ein breit gezogener Zoom. Das gilt natürlich für einen Profiler mit Zoomoptik wie aber auch einen Fresnelllinstenscheinwerfer, dessen Abstrahlwinkel klein oder breit gezogen wird. Wenn sich Personen in Richtung Scheinwerfer bewegen, und diese Scheinwerfer nicht den großen Abstand zur Person haben wie z.B. von der Z-Brücke im Theater, sondern relativ nahe an der laufenden Person sind, wie z.B. bei einem Fernsehstudio, wo die Fressnelllinsen meist nur wenige Meter entfernt sind, arbeitet man mit Half Scrim, einem Gitternetz welches nur die Hälfte des Lichtaustritts an der Linse überdeckt.
Aufgrund der mechanischen Abdunklung durch das Gitternetz wird so der Lichtkegel abgedämpft, so dass bei herantreten an den Scheinwerfer die Lichtdämpfung den Helligkeitsgewinn durch Abstandsverringerung aufhebt. Manchmal ist diese Art zu leuchten auch zu aufwendig und man bedient sich bequemermaßen einer Abdunklung des Aufhelllichtes mittels Dimmer. Weisen die eingesetzten Scheinwerfer Entladungslampen mit mechanischem Dimmer oder LED-Leuchtmittel mittels PWM oder derivatem Dimmsystem auf, so verändert sich nicht die Farbtemperatur. Bei Halogenleuchtmittel dagegen ist das gedimmte Halogenleuchtmittel und die Kamera nur in gewissen Bereichen zu dimmen, denn hier spielt beim Dimmen die Farbtemperatur des Halogenleuchtmittels eine Rolle. Denn beim Einsatz von Kameras dürfen die Halogenlampen nicht zu weit herunter gedimmt werden, da ansonsten der Rotanteil des Leuchtmittels überhand nimmt und das Bild auf der gedimmten Seite rotstichig wird.
Eine Verfärbung des Lichtes wird auch gerne bewusst genutzt. So werden z.B. bei Szenenbildern mit Fenster das Führungslicht aus Richtung des Fensters gesetzt auch, um den Lichteinfall in den Raum zu simulieren. Dabei wird das dann das Licht meist weißlicher, bzw. bläulicher gestaltet z.B. mit einer CTB Konvertierungsfolie und das Aufhellicht aus der vermeintlichen Raummitte, in der eine Stehlampe leuchtet, z.B. mit dem wärmeren Halogenlicht oder wenn keine CTB Einfärbung beim Führungslicht erfolgt ist, mit CTO oder leichten Ambertönen.
Natürlich kann man die Einfärbung auch anders herum anwenden. Dies wird sehr gerne genutzt, wenn die beleuchtete Person sich gegenüber dem Hintergrund aus seiner zweidimensionalen Darstellung herauslösen soll. Damit also eine Person räumlich in den Vordergrund tritt, wird ein Gegenlicht gesetzt. Dieses Bildet wie bereits bekannt eine Korona um die beleuchtete Person und hebt Sie somit weiter ab. Dabei ist diese Wirkung noch stärker je bläulicher das Gegenlicht gehalten wird. Und so sind wir bereits bei der zweiten Variante der Zweipunktbeleuchtung, einen Scheinwerfer als Führungslicht und einen Scheinwerfer als Gegenlicht.
In diesem Fall versucht man, mit einem weichen Führungslicht den Kernschatteneffekten entgegen zu wirken. Gelingt dies nicht, nehmen wir einen weiteren Scheinwerfer zur Hilfe und sind dann bei der Dreipunktmethode. Kurz, Man nimmt die Zweipunktmethode mit den zwei Scheinwerfern von Vorne und fügt ein Gegenlicht hinzu. Wen man weiter Scheinwerfer zur Verfügung hat, kann man das Gegenlicht auch mit zwei Scheinwerfern sich kreuzen lassen, um so noch mehr Tiefe zum Hintergrund erscheinen zu lassen. Nun kann man anfangen, mit den Winkeln, Dimmerwerten Abstrahlwinkelt und Scheinwerfertypen zu spielen und man kann die verschiedenen Nuancen erkennen. Verschiedene Lösungsansätze haben auch verschiedene Charaktere…
Ganz vielen Dank ! Toller Artikel.